Die Ursprünge: „Heinrich-Schütz-Kantorei Braunschweig“
Im Jahre 1954 gründet der Kantor Johannes Krüger (damals St. Ulrici-Brüdern) die Heinrich-Schütz-Kantorei Braunschweig. Sie ist nicht an eine bestimmte Kirche gebunden, sondern gibt in Kirchen in Braunschweig und näherer Umgebung Konzerte, so 1956 mit der Johannes-Passion von J.S.Bach und 1959 dem Weihnachtsoratorium jeweils in der Katharinenkirche in Braunschweig, in der Martin-Luther-Kirche in SZ-Lebenstedt und in der Stephanikirche in Helmstedt.
Als Johannes Krüger 1960 eine Position als Landeskirchensingwart in Bayern annimmt, vertraut er die Kantorei der Leitung von Helmut Segler an, dem seit 1958 als Professor berufenen Leiter des Seminars für Musik und ihre Didaktik der nach dem Krieg unter dem Namen Kant-Hochschule neu gegründeten Pädagogischen Hochschule Braunschweig.
Chor der Braunschweiger Hochschulen
Im April 1966 gibt sich der Chor den neuen Namen "Chor der Braunschweiger Hochschulen". Er wird nun als eingetragener Verein geführt. Als Folge der Umwälzungen von 1968 und der folgenden Jahre spaltet sich 1971 ein Kammerchor unter Günter Kleinen (wiss. Assistent von 1968-1974, von 1977 bis 2006 Professor für Musikpädagogik und Systematische Musikwissenschaft an der Universität Bremen) ab. Die damit eingeleitete Krise und eine provokative Weihnachtsmusik 1972 führen 1973 zur Auflösung des Chores als eingetragener Verein. Beide Chöre lösen sich auf.
Erst Mitte bis Ende der 70er-Jahre formiert sich unter der Leitung von Dieter Salbert (1932-2006, Komponist und 1975 bis 1980 Dozent an der PH Braunschweig) eine Gruppe von sangesfreudigen Studierenden, die erstmals 1982 unter der Leitung von Josef Kloppenburg (von 1982-1986 wissenschaftlicher Assistent am Seminar, seit 1994 Professor für Musik und ihre Didaktik an der PH Karlsruhe) bei der Emeritierung von Helmut Segler in der Aula auftritt.
Chor der TU Braunschweig
Ab 1983 gibt diese Gruppe als „Chor der TU Braunschweig“ wieder regelmäßig Chorkonzerte im Rahmen der Studioabende des Seminars für Musik und ihre Didaktik. 1986 erst wird der Lehrstuhl wieder besetzt: Helmut Segler verabschiedet sich endgültig vom Fach, und Rainer Schmitt übernimmt seine Position.
Aufführungen des Chores finden zunächst nur gemeinsam mit dem Hochschulorchester unter Rainer Wilke statt. Marksteine dieser Periode sind die Oper Dido und Aeneas von Henry Purcell und die Kantate Herkules am Scheidewege von Johann Sebastian Bach.
Ab 1987 tritt unter Rainer Schmitt der Chor wieder in eigenen Konzerten in der Aula der TU auf. Unter seiner Leitung erarbeitet der Chor A-cappella-Programme mit unterschiedlichen Schwerpunkten wie z. B.
- Musik von Frauen,
- Marianische Gesänge aus drei Jahrhunderten,
- Politische Chormusik,
- Musik des 20. Jahrhunderts.
Ferner unternimmt der Chor erstmals Konzertreisen ins In- und Ausland z.B. nach Freiberg (Sachsen) und Liberec (Tschechien).
1996 übernimmt Franz Riemer als Universitätsmusikdirektor (seit 1998 Professor für Musik und ihre Didaktik an der Hochschule für Musik und Theater Hannover) die Leitung des Chores. Er setzt die Tradition der Schwerpunkt-Programme fort, z. B. mit
- „Aufbruch“ (Chor- und Kammermusik vom Beginn des 20. Jhds),
- Madrigale des 17. Und 20. Jahrhunderts,
- „Tod und Verderben“ oder
- Musik von Clara und Robert Schumann und Johannes Brahms (sozusagen als musikalische Nachschau einer „romantischen“ Dreiecksgeschichte).
Unter seiner Leitung entsteht aber auch die erste und einzige offizielle CD-Aufnahme mit dem Chor der TU Braunschweig (zusammen mit dem Orchester der TU, 2001). Die Zusammenarbeit mit dem Orchester wird im SS 2004 fortgesetzt, indem der Chor seine kräftigen Kehlen für berühmte Opernchöre im gemeinsamen Konzert „European Night of the Proms“ zur Verfügung stellt.
Im Rahmen eines Forschungsstipendiums der Braunschweig-Stiftung wird der Chor im Wintersemester 2005/2006 von David Anthony Trecek-King (Assistant Professor of Music, University of Nebraska at Omaha) geleitet. Unter ihm erarbeitet der Chor das Programm „American Music“ mit Werken der wichtigsten amerikanischen Komponisten vom 19. Jhd bis zur Gegenwart, aber auch traditionellen Folksongs und Spirituals.
Vom Wintersemester 2008/2009 bis zum Wintersemester 2016/2017 leitet Sebastian Grünberg den Chor. In dieser Zeit sind die hervorstehendsten Programme vielleicht:
- "Tanzen und Springen" (mit Tanz-Liedern von Haßler bis Piazolla)
- "Wer nur den lieben Gott läßt walten" (Kantaten und Motetten von Felix Mendelssohn Bartholdy mit Kammerorchesterbegleitung)
- "Mare balticum spirituale" (geistliche Musik von Komponisten aus den Ostsee Anrainerländern)
- "Singender Broadway" (Musical Medleys u.a. aus My Fair Lady und West Side Story)
- "Carmina Burana", die in Kooperation mit dem Kodaly-Chor Hamburg und dem Jungen Orchester Hannover in allen drei Städten aufgeführt wird
und zum feierlichen Abschluß:
- "Fauré Requiem" (mit kleinem Orchester).
In diese Zeit fallen aber auch der von der TU-Leitung organisierte Choraustausch mit der University ot the Western Cape, Kapstadt (Besuch des afrikanischen Chors in Braunschweig 2009 und Gegenbesuch in Kapstadt 2010), sowie die Chorreisen nach Tampere, Finnland und nach Usedom.
Im Sommersemester 2010 übernimmt Guido Mürmann stellvertetend für den verhinderten Sebastian Grünberg die Chorleitung und erarbeitet ein recht umfangreiches Semesterprogramm: Den kompletten Zyklus der Brahms'schen Liebeslieder-Walzer (op. 52), ergänzt um Stücke von Clara und Robert Schumann sowie Eric Whitacres "Sleep".
Zum Sommersemester 2017 wird der Chor von Anke Höing übernommen und später, als Johannes Höing, weitergeführt (s. Chorleiter-Seite).
Dieser Überblick über die Chor-Historie wurde nach intensiven Nachforschungen von Walter Stender zusammengefasst. Herzlichen Dank dafür!
Aktualisiert: 17.01.2021 - Karsten Huth
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